Meisterprüfung im Klavierbau: Ein Jahr voller Herausforderungen, Lernen und Erfolgt
Im Sommer 2023, während eines erholsamen Urlaubs mit meiner Familie, fiel der Entschluss: Ich würde 2024 meinen Meister im Klavier- und Cembalobau absolvieren. Ein alter Freund aus meinen Tagen in Hamburg motivierte mich dazu, diesen bedeutenden Schritt in meiner beruflichen Laufbahn zu wagen. Die Wahl fiel schließlich auf die Handwerkskammer Düsseldorf, wo ich den Kurs zur Ausbildereignung absolvierte – ein essenzieller Teil der Meisterprüfung, der alle pädagogischen Bereiche im Umgang mit Auszubildenden des zukünftigen Klavier- und Cembalobaumeisters behandelte.
Die Meisterprüfung im Klavierbau ist in vier Teile gegliedert, wobei der kaufmännische Part für mich keine neue Herausforderung darstellte, da ich diesen bereits während meiner Ausbildung in Stuttgart erfolgreich gemeistert hatte. Der entscheidende Schritt war die Anmeldung zur praktischen Prüfung bei der Handwerkskammer München im Dezember 2023. Die Vorbereitung begann sofort: Das erste Ziel war es, ein geeignetes Instrument für mein Meisterstück zu finden.
Meine Wahl fiel auf ein kleines Pfeiffer-Klavier aus den 1980er Jahren – bekannt für seine ausgezeichnete Konstruktion und den beeindruckenden Klang. Glücklicherweise konnte ich im März ein mehrtägiges Praktikum bei der Firma Pfeiffer absolvieren, wo ich wertvolle Einblicke in die Besonderheiten dieses Instruments erhielt. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck begann ich im Juni mit der umfassenden Überarbeitung des Klaviers. Eine neue, seidenmatte, schwarze Oberfläche verlieh dem Instrument neuen Glanz, und ich bereitete es akribisch für die Meisterprüfung vor.
Die Projektwoche, in der die praktische Prüfung stattfand, war eine echte Herausforderung. Innerhalb von nur 60 Stunden – verteilt auf 7,5 Arbeitstage – musste ich das Klavier komplett überarbeiten. Dazu gehörte das Entfernen und Ersetzen der Saiten, die Demontage und der Neuaufbau der Mechanik sowie das Neubelegen der Klaviatur mit einem hochwertigen Belag. Diese Aufgaben erforderten eine präzise Planung, um Leerlaufzeiten zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Arbeitsschritte in der begrenzten Zeit abgeschlossen werden konnten.
Wie in jeder Prüfung gab es auch bei uns unvorhergesehene Hindernisse. Die Fähigkeit, flexibel und schnell auf solche Herausforderungen zu reagieren, ist eine der wichtigsten Lektionen, die ich während dieser Zeit gelernt habe. Am Ende war es ein Erfolg – nicht nur für mich, sondern auch für die anderen sechs Prüflinge, die sich ebenfalls intensiv auf die Prüfung vorbereitet hatten.
Die theoretischen Prüfungen sowie das Erstellen eines Oktavmodells ohne den Einsatz von Maschinen standen in der darauffolgenden Woche in Mittenwald auf dem Programm. Hier, umgeben von der atemberaubenden Kulisse der Alpen und der traditionsreichen Geigenbauschule, schloss sich der Kreis meiner Meisterprüfung. Es war eine intensive, aber auch inspirierende Zeit, in der wir alle unser Bestes gaben.
Was bleibt, sind nicht nur die Erinnerung an die Herausforderungen und den Erfolg, sondern auch die wertvollen Begegnungen mit anderen Klavierbauern und Klavierbauerinnen. Die Abende in den Biergärten Mittenwalds, der Austausch über unsere Erlebnisse und das gemeinsame Feiern der kleinen und großen Erfolge haben diese Zeit unvergesslich gemacht.
Nun bin ich offiziell Klavier- und Cembalobaumeister – ein Titel, auf den ich stolz bin. Doch dies ist nur der Anfang. Neue Pläne sind bereits geschmiedet, und ich bin gespannt, welche Herausforderungen und Möglichkeiten die Zukunft im Klavierbau für mich bereithält. Die intensive Vorbereitung auf diese Prüfung hat nicht nur mein handwerkliches Können erweitert, sondern auch mein Wissen und meine Leidenschaft für dieses wunderbare Handwerk vertieft.
Fazit:
Der Weg zum Meister im Klavierbau war alles andere als einfach, doch er hat sich gelohnt. Die Mischung aus handwerklichem Geschick, präziser Planung und der Fähigkeit, flexibel auf unvorhergesehene Herausforderungen zu reagieren, hat mich nicht nur beruflich weitergebracht, sondern auch persönlich wachsen lassen. Für alle, die diesen Weg ebenfalls einschlagen wollen, kann ich nur sagen: Es ist eine Reise voller Lernen, Herausforderungen und letztendlich großer Zufriedenheit.